In der Welt unterwegs

In dieser Rubrik berichten Mitglieder unserer Schulgemeinde von ihren Erfahrungen im Ausland. Im folgenden Artikel nimmt uns eine ehemalige Friedensschülerin mit auf das „Dach der Welt“.

Hallo, mein Name ist Carolin und ich bin eine ehemalige Friedensschülerin aus dem Abi-Jahrgang 2023. Ich mache gerade einen Freiwilligendienst in Nepal, über den ich im Folgenden etwas berichten werde.

Ich bin am 9. August von Frankfurt nach Kathmandu geflogen und am 10. dort angekommen. Mein erster Gedanke, nachdem ich aus dem Flugzeug stieg, war: Oh Gott ich kann nicht atmen. Kathmandu ist eine der luftverschmutztesten Städte der Welt und das war deutlich spürbar. Außerdem waren es um die 35 Grad. Da ich mithilfe einer Organisation reise, wurde für Transport vom Flughafen zum Hotel gesorgt. Auf diesem ersten Weg durch die Großstadt kam der Kulturschock schneller als erwartet. Bereits am Flughafen sprachen mich viele Menschen an, haben mich gefragt, woher ich komme und ob sie mein Gepäck tragen sollen. Die Straßen waren ausgeschäumt mit Menschen und Fahrzeugen, welche sich wild auf den Straßen tummelten. Verkehrsregeln schien es keine zu geben, genauso wenig wie Ampeln oder Zebrastreifen, jedoch vernahm man überall lautes und eindringliches Hupen. Menschen kamen von links und rechts und sprachen mich selbst im Auto sitzend in einer fremden Sprache an. Angekommen im Hotel wurde ich von einer Mitarbeiterin der Organisation begrüßt und musste die neue Atmosphäre und Umgebung erst einmal verarbeiten.

Am nächsten Tag wurde ich mit dem Bus von der Hauptstadt nach Chitwan gebracht, wo ich für die nächsten fünf Monate arbeiten werde. Die Busfahrt selbst war turbulent und hat ca. sechs Stunden gedauert (für 80 Kilometer). Die Straßen waren nicht ausgebaut und man hatte oft das Gefühl, man stürzt gleich einen Abhang hinab oder kollidiert mit einem der vielen entgegenkommenden und laut hupenden Busse. Gleichzeitig konnte man erstmals einen Blick auf das Himalaya-Gebirge erhaschen, überall im Hintergrund erstreckten sich riesige Berge und die Fahrt selbst ging durch hügelige Landschaften. Es war ein sonniger Tag und da die Stadt Chitwan im Tiefland liegt, zeichnet sie sich besonders durch die Hitze und das subtropische Klima aus. In der Regenzeit (etwa Mai bis Oktober) ist es dort daher besonders heiß und feucht. Ich muss zugeben, dass ich mich in dieser Zeit nicht wirklich an das Klima gewöhnen konnte. Es waren oft um die 40 Grad mit einer Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent.

Ich habe mich für ein medizinisches Praktikum angemeldet, weshalb ich in der Zeit im „Chitwan Medical College“ arbeite (ein großes Krankenhaus mit ungefähr 750 Betten). Dort erhalte ich Einblick in jede Abteilung und kann mir täglich aussuchen, wohin ich gehen möchte. So durfte ich schon bei komplexen Operationen an der Seite des Chirurgen stehen, mich aber auch täglich mit Patienten unterhalten. Ich schätze die Arbeit sehr, die Ärzte und Krankenschwestern freuen sich über meine Anwesenheit und reden viel mit mir, ich erhalte Einblick in alle Patientenakten und habe schon viele neue Freunde unter dem Krankenhauspersonal gefunden. Es ist sehr spannend, den Alltag und die Behandlungen in einem Krankenhaus eines Entwicklungslandes zu sehen und ich habe schon viele Verletzungen und Eingriffe miterlebt, die es in Deutschland in der Form vermutlich nicht gegeben hätte.

Ich wohne hier in einer Gastfamilie bei einem Mitglied der Organisation mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Die Großeltern leben ebenfalls in demselben Haus, genauso wie die Schwester meines Gastvaters. Generell ist immer viel los im Haus, es ist kulturell so üblich, dass viele Leute eingeladen werden und man zusammen zu Abend isst. Zum Abendessen gibt es jeden Tag das Nationalgericht, Dal Bhat, eine Speise, bestehend aus Reis und einer Art Linsensuppe, zubereitet von der Großmutter (Ama), die kein Wort Englisch spricht, aber immer freundlich versucht, auf Nepali mit mir zu kommunizieren.

Ich bin jetzt schon zwei Monate hier und habe mich schon gut eingelebt, die Regenzeit ist fast vorbei und ich nehme Unterricht in der Amtssprache Nepali, arbeite jeden Tag zusammen mit meinen Kollegen und Kolleginnen im Krankenhaus und mache Ausflüge an den Wochenenden. Da momentan Festival-Saison ist, lerne ich auch viel über die Kultur und Religion und feiere mit meiner Familie.

In rund einem Monat werde ich für vier Wochen mit meiner niederländischen Mitbewohnerin durch Nepal reisen, viele Städte besichtigen und eine etwa 14-tägige Wanderung zum Annapurna Base Camp (über 4000m) machen.

Wir befinden uns derzeit übrigens im Jahr 2080 und man bezahlt mit nepalesischen Rupien, außerdem herrscht Linksverkehr.

Ich bin sehr gespannt auf die kommende Zeit und kann Jedem empfehlen, eine Zeit im Ausland zu verbringen. Ich habe schon extrem viel über das Land, die Menschen, aber auch über mich selbst und meine Zukunft gelernt.

Viele Grüße vom „Dach der Welt“ :)