Zeugnisvergabe - in drei Akten

„Verliere nie deinen Mut und deine Zuversicht“ – dieser rote Faden zog sich durch alle Redebeiträge angesichts der feierlichen Zeugnisvergabe an unsere Abiturienta 2020 in der Aula der Friedensschule.

Der Jahrgang hatte sich in drei Gruppen aufgeteilt, um den aktuellen Hygienevorschriften für schulische Veranstaltungen dieser Größe gerecht zu werden. Sitzpläne waren erstellt worden, Luftballons wurden angebracht, Rosen dekoriert, ein roter Teppich ausgerollt – das Organisationskomitee unter der Leitung von Annalena Schelten, Sophie Werner, Tobias Frenke und Franziska Griepentrog übertraf sich selbst. „The Golden Twenties – we´re  gonnABI legendary!“ - am Samstagmorgen stellten sich festlich gekleidete Damen und Herren mit ihren Familien in der Friedensschule ein.

In einem religiösen Impuls, gestaltet von unserem Schulseelsorger Thomas Laufmöller mit Schülerinnen der Abiturientia (Lena Skirde, Marie Graba und Franziska Griepentrog), wurde in besonderer Weise herausgestellt, wie wichtig „Menschen an meiner Seite“ sind, die, wenn es vielleicht einmal nicht so gut läuft, mit Rat und Tat unterstützen.

„Und bis wir uns wiedersehn möge Gott seine schützende Hand über dir halten“ – diesen musikalischen Segenswunsch gab das Quartett Franziska Griepentrog, Helena Tietmeyer, Simon Pichol und Lukas Zhuk (unterstützt von unserer Kollegin Julia Goebel am Klavier) den ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschülern mit auf den Weg.

Abschließend überreichte Lena Skirde eine kleine Version des FSM Leuchtturms, die daran erinnern soll, dass es immer ein Licht gibt, das Orientierung bietet und unsere Wege erhellt – seien es Freunde, Familie oder Gott.

Habt Mut – seid stark!

Unser Schulleiter Ulrich Bertram unterstrich in seiner Rede die Wichtigkeit von Flexibilität, denn „ob unsere Pläne alle in Erfüllung gehen, liegt nicht in unserer Hand – das hat ein kleinesVirus eindrucksvoll bewiesen“.

Ebenso habe sich gezeigt, dass der Wert eines Menschen nicht alleine aus seinem Titel oder seinem Gehalt entspringt, sondern auch aus dem, war er, was sie aus Leidenschaft und Pflichtbewusstsein für andere tut. „Das war und das ist immer das Credo dieser Gesamtschule, eurer Friedensschule gewesen“.

Das Abitur in einer Krisenzeit erfolgreich abzulegen, sollte Selbstvertrauen geben, so Ulrich Bertram, sich für die eigene Zukunft zu engagieren, einen Standpunkt zu entwickeln, den Mund aufzumachen, denn „es gibt viel zu tun“, im Kampf gegen Populismus, Rassismus, den Klimawandel oder soziale Ungerechtigkeiten.

„And if you do all this , if you pave new roads, yes, then you are gonnABI be legendary“! so Bertram abschließend.

Auch Marc Zahlmann, der als langjähriger Vorsitzender unserer Schulpflegschaft nun gemeinsam mit seiner jüngsten Tochter die FSM verlässt, unterstrich in seiner Rede, dass in dieser besonderen Situation „Dankbarkeit für das, was ist, überwiegen muss gegenüber dem Bedauern, was nicht ist“.

Gerade weil unser System in der Corona Krise gut funktioniert habe, benötige man junge Menschen, die es erhalten, die eine Haltung haben, die aufstehen, sich einmischen, nicht klein beigeben.

Diesen „Wertekompass“ haben, so Marc Zahlmann, die Abiturientinnen und Abiturienten in ihrer Zeit an der Friedensschule mit Hilfe von Lehrerinnen und Lehrern, Mitschülerinnen und Mitschülern, aber auch mit Hilfe ihrer Eltern eindrucksvoll entwickelt.

Das Duo Franziska Griepentrog – Charlotte Haack berichtete dann von ernsthaften, aber auch lustigen Begebenheiten aus ihrer Schulzeit, die in glücklichen Zeiten begann, als „Corona noch mit einer Biermarke assoziiert wurde“.

Trotz mancher Schwierigkeiten, habe man – nicht zuletzt dank tatkräftiger Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer -  alles gut gemeistert und fühle sich daher gut aufgestellt für „die Aufgaben, die auf uns warten“.  Natürlich blieben auch Anekdoten aus dem Unterricht und aus den Pausen sowie skurriles Lehrerverhalten oder witzige Durchsagen in Erinnerung.

Verschiedene Musikbeiträge von Abiturientinnen (Bianca Neumann am Klavier, Mai Trinh Vu und Franziska Griepentrog an Gitarre, Querflöte und Gesang, Miriam Noel Fernando, Geige und Helena Tietmeyer, Gesang) komplettierten das Programm– technisch unterstützt von der Licht und Ton AG unter Leitung von Klaus Nölker.

Vom Alkoholverbot (1920) zur Produktion von Desinfektionsmitteln (2020)

Es folgte die Anmoderation der Zeugnisvergabe durch die Jahrgangsleiterin Sabine Lindenbaum, die in ihrem Redebeitrag Parallelen zwischen erinnerungswürdigen Ereignissen und Menschen der 1920er Jahre und zukünftigen, vielleicht ebenfalls erinnerungswürdigen, Leistungen der 2020er Jahre zog, an denen möglicherweise auch unsere Abiturientia beteiligt sein wird. Sie stellte dabei auch die Tutorinnen und Tutoren der Leistungskurse vor (Elgin Wrona, Alexandra Klus, Birgit Seeba, Sandra Scholz, Dr Michael van Husen, Dr Claudia Strieter und Daniel Eckrodt), denen Oberstufenleiterin Brigitte Ontrup, stellvertretend für die Arbeit aller Kolleginnen und Kollegen, herzlich dankte.

Die Zeugnisvergabe erfolgte durch unseren Schulleiter Ulrich Bertram, ebenso wie alle anderen daran Beteiligten corona-gerecht ausstaffiert mit Handschuhen und Maske: aber nicht irgendeiner Maske, sondern einer mit dem Logo des Jahrgangs „The Golden 20s“!   

Zu ihrem Abiturzeugnis bekamen alle Abiturientinnen und Abiturienten nicht nur ein Gruppenfoto des Jahrgangs „vor“ Corona, sondern auch eine von unserem Kunstlehrer Wendel Altekamp liebevoll bearbeitete corona-gerechte Version.

Auch einige Sonderehrungen, z.B. im Bereich Naturwissenschaften, für engagierte Mitarbeit im Schülerzeitungsteam oder im Schulsanitätsdienst wurden vorgenommen.

Sektempfang im grünen Garten

Abschießend lud die Abiturientia zum Sektempfang – im grünen Garten der Friedensschule strahlte die Sonne mit den glücklichen Schülerinnen und Schülern, aber auch den Eltern und den Lehrerinnen und Lehrern um die Wette! Etliche Hobbyfotografen, unser Kollege Michael van Husen und eine vom Jahrgang engagierte Fotografin hielten das Geschehen in Bildern fest – ebenfalls natürlich corona-gerecht.

Predigtgedanken zum Abitur 2020 an der Friedensschule:
„Unsicherheit und Zuversicht“

Jeder von uns trägt einen Namen, der ausdrücken soll, dass wir eine eigene Identität haben. Gott hat jeden Menschen zu einer Persönlichkeit geschaffen, die einmalig ist und sich somit von allen anderen Persönlichkeiten unterscheidet. Was macht Ihre Persönlichkeit aus? Was ist Ihre Besonderheit?

Wie schön, dass es so viele verschiedene Persönlichkeiten gibt, die einander ergänzen. Vielfalt macht lebendig. Unsere Persönlichkeit ist aber an sich schon ein Zeichen von Lebendigkeit, weil sie nicht starr ist, sondern sich im Laufe des Lebens entwickelt. Wir gestalten unsere Persönlichkeit mit – sie wird aber auch von außen gestaltet. Dies ist mir bei der Vorbereitung des diesjährigen Abiturgottesdienstes deutlich geworden. In dieser außerordentlichen Zeit konnten wir nicht alle zusammen feiern. Ich habe mit kleineren Gruppen drei Abiturgottesdienste gefeiert. Immerhin war ein direkter Kontakt möglich und wir mussten nicht in ein Autokino ausweichen. Das Abitur in solchen Zeiten zu bewältigen, war eine Leistung, die die Persönlichkeit der Schüler sicherlich geprägt hat. Aber auch ganz abgesehen von den Corona-Einschränkungen werden die Abiturienten gerade mit einem Bruch konfrontiert. Schule schenkt Kindern und Jugendlichen über viele entscheidende Jahre eine feste Struktur, die nun verlassen werden muss. Das erweckt Unsicherheit. Ich möchte daneben nun gern den Gedanken der Zuversicht stellen.

Das Leben ist ein Abenteuer, die Zukunft unabsehbar. So entstehen Unsicherheiten, denn keiner hat alles in der Hand. Manchmal wünscht man sich das und ist hinterher doch froh, dass der Wunsch nicht in Erfüllung gegangen ist. Nicht alles kontrollieren zu können, macht den Menschen menschlicher, demütiger und bescheidener. Unsicherheiten schenken dem Leben außerdem Lebendigkeit. Dinge passieren, mit denen man nicht rechnet, die einen überraschen und freuen. Schönheit kann eigentlich erst dort wahrgenommen werden, wo sie nicht geplant ist, sondern einen überwältigt. Jeden Augenblick voraussehen zu können, würde tödliche Langeweile provozieren. Unsicherheiten bringen also trotz aller Unabsehbarkeit des Lebens auch gute und lebendige Elemente in die Welt.

Ich stelle mir vor, dass man aus den Unsicherheiten heraus eine Zuversicht entwickeln kann, die einen auch durch schwere Zeiten trägt. Dazu lege ich Ihnen fünf Gedanken ans Herz:

  • Stellen Sie sich einen Topf mit Sahne vor, in den nacheinander drei Frösche fallen. Der erste Frosch ist ein Pessimist. Er meint sofort, dass alles aus ist, dass es keine Chance gibt, und er ersäuft. Der zweite Frosch ist Optimist. Er denkt, dass ihn schon irgendjemand retten wird, und wartet und wartet – bis er nicht mehr kann und ebenfalls ersäuft. Der dritte Frosch ist der Frosch der Zuversicht. Er schaut sich um, sieht das Problem und überlegt sich eine Lösung. Zuversicht ist etwas Aktives, das sich nicht zermürben lässt, sondern selbst zur lösenden Tat schreitet. Dieser Frosch fängt an zu strampeln und er strampelt, bis die Sahne zu Butter wird. Dann kann der Frosch aus dem Topf klettern.
  • Sich mit anderen zu vergleichen, führt zu Frustrationen. Wer freudig denkt, er habe 100 Euro Lohnerhöhung bekommen, ist enttäuscht, sobald er hört, dass ein Kollege 200 Euro erhält. Man macht sich selbst klein, wenn man sich hier mit dem Kollegen vergleicht. Vergleiche mit anderen machen per se wenig Sinn, da jeder Mensch individuelle Fähigkeiten hat. Darum sollte man sich lieber mit sich selbst vergleichen und zuversichtlich sein, die eigene Persönlichkeit in gute Bahnen hinein zu entwickeln. Zu jedem Zeitpunkt kann man sich fragen, was man eigentlich aus den eigenen Anlagen gemacht hat.
  • Ein Perspektivwechsel in unangenehmen Situationen schenkt oft die Zuversicht, dass das Leben nicht über einem zusammenstürzen wird, sondern Lichtpunkte enthält, die aufbauend wirken können. So in folgender Geschichte: Ein Mann fährt im strömenden Regen mit dem Fahrrad nach Hause. Das Wasser steht schon in den Schuhen. Da klingelt sein Handy und seine Frau teilt ihm mit, dass es einen Wasserrohrbruch im Keller gibt. Er kann es nicht fassen, dass gerade alles zusammenkommt. Der Abend scheint nicht mehr zu retten zu sein. Als er Zuhause ankommt, geht er sofort in den Keller, um sich die Misere anzuschauen. Da fällt sein Blick auf seine Kinder, die freudig im Wasser panschen und rufen: „Papa, wir haben ein Schwimmbad!“ Solch ein Kinderblick, der spielerischer mit Situationen umgeht, entkrampft und kann den nötigen Perspektivwechsel anstoßen. Statt gelähmt zu verzweifeln, trägt die Leichtigkeit einen durch die Schwierigkeit.
  • Umgebe dich mit zuversichtlichen Menschen! Ihre Zuversicht berührt und färbt ab. Solche Menschen können Wegweiser für das Leben werden, deren Wichtigkeit nicht zu unterschätzen ist.
  • Menschen leben auf ein Ziel hin. Das Ziel heißt „Leben“, heißt, zu leben mit Gott. Ist man sich dessen bewusst, egal was passiert, dann gelingt es einem, durch traurige Phasen zu gehen und sie als Phasen anzusehen. Sie werden einmal zu Ende gehen und dieses Ende heißt nicht „das Nichts“, sondern „Leben“. Kurt Marti sagt, man solle Auferstehung bereits im Leben suchen. Wo sind Zeichen des Aufstehens, an denen man sich aufrichten kann? Diese Zeichen lassen erahnen, dass Leben mit dem Tod kommt, statt Ende. Vor diesem Horizont kann man sich zuversichtlich in die endlose Liebe Gottes hineinfallen lassen.

Ich wünsche uns allen, dass wir in diesen unsicheren Monaten zuversichtlich in die Zukunft blicken können und die unendliche Liebe Gottes sehen, die auf uns wartet und uns trägt. Der Leuchtturm ist ein Symbol für Gott und Menschen, die uns den Weg der Liebe des Glaubens und der Hoffnung zeigen und ausleuchten.

Ihr / Euer
Pastor Thomas Laufmöller